Positionen
Hier finden Sie die wichtigsten Stellungnahmen der vips zu behördlichen Vernehmlassungsvorlagen sowie Positionspapiere zu aktuellen politischen Diskussionen. Alle Dokumente sind geordnet nach Datum:
08. Februar 2024
Versorgungssicherheit in der Schweiz akut gefährdet
Die Schlagzeilen und Diskussionen rund um die Versorgungssicherheit bei Medikamenten in der Schweiz nehmen nicht ab. Nebst der hoch innovativen Spitzenmedizin geht es bei der Frage der Verfügbarkeit genauso um die vielen etablierten Therapien der Grundversorgung mit einem grossen Nutzen für die breite Bevölkerung.
Die Versorgungssicherheit bei Medikamenten in der Schweiz und die Stärkung der Patientengesundheit gehören zu den zentralen Anliegen von vips und so präsentieren wir unsere Haltung zum so relevanten und aktuellen Thema in unserem neusten Positionspapier.
Der Patient und sein Wohlbefinden haben oberste Priorität und sind unser Kompass im komplexen Gesundheitssystem Schweiz.
Sichern wir den Zugang zu Medikamenten in der Schweiz – für eine starke und nachhaltige Patientengesundheit!
Downloaden Sie hier die vollständige Position.
05. Februar 2024
Preissenkungen dämpfen Wachstum des Medikamentenmarktes deutlich
Der Medikamentenmarkt in der Schweiz erzielte 2023 einen Umsatz von 7.4 Milliarden Franken zu Fabrikabgabepreisen (+4.9%). Aufgrund sinkender Medikamentenpreise wurde das von der steigenden Nachfrage getriebene Wachstum im Jahr 2023 um 2.7% gedämpft. Generika und Biosimilars haben weiter Marktanteile gewonnen.
2023 wurden in der Schweiz Medikamente zu Fabrikabgabepreisen im Wert von 7.4 Milliarden Franken verkauft. IQVIA – ein globaler Anbieter von Informationen, innovativen Technologielösungen und Serviceleistungen im Gesundheitswesen – erhebt monatlich die Daten bei Pharmaunternehmen, Grossisten, Ärztelieferanten und Versandapotheken. Gemäss der Erhebung ist der Schweizer Medikamentenmarkt 2023 um 4.9% gewachsen. Die Mengenausweitung bei Medikamenten ist nicht zuletzt auf den steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung sowie die demografische Entwicklung zurückzuführen. Gleichzeitig griffen die institutionalisierten Preissenkungen erneut und trugen dazu bei, dass das Wachstum des Gesamtmarkts um 2.7 Prozent gedämpft wurde.
Innovative Arzneimittel mit hohem Nutzen
Neue und innovative Therapien in den Gebieten Krebs (+6.8%), Autoimmunerkrankungen (+6.3%) und Antivirale Mittel (+1.6%) trugen zum Wachstum des Medikamentenmarkts bei. Das widerspiegelt ihren hohen Nutzen: Innovative Medikamente können betroffenen Patientinnen und Patienten das Leben retten oder ihnen zumindest Lebensqualität zurückgeben. Zudem senken sie mitunter die Kosten einer Krankheit für die Gesellschaft. Im Vergleich zu anderen, teuren Behandlungsoptionen wie langen Kuraufenthalten oder Operationen sind sie häufig die günstigste und effizienteste Behandlungsmethode und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu tragbaren Gesundheitsausgaben.
Medikamentenpreise sinken zum 23. Mal in Folge
Die seit 2012 verfügten jährlichen Preissenkungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) tragen zu jährlich wiederkehrenden Einsparungen von über 1.5 Milliarden Franken bei den Medikamenten bei. Das BAG senkte für das Jahr 2023 die Preise von mehr als 350 Arzneimitteln – unter anderem von Medikamenten in den Bereichen Herz und Kreislauf , Infektiologie und Ophthalmologie – um durchschnittlich 10%. Die Preisüberprüfungen 2023 sind noch nicht abgeschlossen und das BAG wird weitere Preissenkungen verfügen. Gemäss Landesindex der Konsumentenpreise ist der Preisindex der Medikamente zudem zum 23. Mal in Folge gesunken, zuletzt um 2.5% im Jahr 2023. Dies zeigt, dass die Überprüfung des BAG greift und das Preisniveau der Medikamente in der Schweiz kontinuierlich sinkt.
Dr. René Buholzer, Geschäftsführer Interpharma – Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, sagt: «Die forschenden Pharmaunternehmen arbeiten jeden Tag daran, Betroffenen mit neuen Innovationen zu helfen. An diesem Nutzen für die Patientinnen und Patienten lassen wir uns messen. Als Industrie tragen wir seit 2012 mit den regelmässigen Preissenkungsrunden umfangreiche, jährlich wiederkehrende Einsparungen im Umfang von 1.5 Mrd. Franken mit. Damit leistet die Branche einen grossen Beitrag an ein nachhaltig finanziertes Gesundheitswesen.»
Generika und Biosimilars gewinnen weiter Marktanteile
Der Generika Umsatz lag 2023 mit 937.8 Millionen Franken um +4.4% höher als im Vorjahr. Der Marktanteil von Generika steigt damit auf ein Rekordhoch von 64%. Somit wird in 64 von 100 Fällen, in denen ein Generikum vorhanden ist, auch eine entsprechende Packung abgegeben. Biosimilars weisen im Vergleich zu 2022 erneut ein substanzielles Umsatzwachstum von +25.8% auf und erzielten 2023 einen Umsatz von 174.1 Millionen Franken. Der Grund für dieses starke Wachstum liegt im Patentablauf vieler Biologika, welche die Entwicklung von Biosimilars erst ermöglichen. Biosimilars und ihre Referenzprodukte haben im kassenpflichtigen Markt 2023 einen wertmässigen Anteil von 7.4%. Damit leistet die Pharmabranche einen weiteren Beitrag zur Dämpfung der Kosten. Diese positiven Entwicklungen dürften sich auch in Zukunft fortsetzen.
Ernst Niemack, Geschäftsführer vips – Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz, führt aus: «In Bezug auf die Anzahl verkaufter Packungen liegt der patentabgelaufene Markt jetzt schon bei 75 Prozent. Bei rund ¼ aller Packungen ist der Preis aber bereits so tief, dass es sich nicht einmal mehr für Generikafirmen lohnt, Nachahmerprodukte zu lancieren. Was die Innovationen angeht, so ist zentral, dass der Zugang in der Schweiz nicht durch schwerfällige Vergütungsprozesse verschleppt wird. Wichtig ist, den Patientinnen
und Patienten eine grösstmögliche Vielfalt an Therapieoptionen mit Originalen und Nachahmerprodukten zu bieten – und nicht durch eine undifferenzierte Preisregulierung drastische Einschränkungen bei Versorgungssicherheit und -qualität zu riskieren. Wenn Medikamente der Grundversorgung nicht mehr verfügbar sind, kommt dies Patientinnen und Patienten und damit auch das Gesundheitssystem teuer zu stehen.»
IQVIA, Entwicklungen im Pharmamarkt 2023
Generika und Biosimilars
- Generika sind identische Kopien von patentabgelaufenen Originalpräparaten, basierend auf synthetischen Wirkstoffen. Sie bestehen aus einfachen Molekülen.
- Biosimilars werden aus lebenden Zellen hergestellt, die nicht exakt kopiert werden können. Daher ist ein Biosimilar niemals identisch mit dem Originalprodukt, sondern höchstens ähnlich. Die Entwicklung und Herstellung von Biosimilars ist deutlich komplexer als bei Generika. Daher betragen allein die Entwicklungskosten für ein Biosimilar das 100-Fache eines Generikums.
Kontakte
Liliane Scherer, Leiterin Kommunikation und Politik vips, Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz
076 779 57 22
Georg Därendinger, Leiter Kommunikation Interpharma, Verband der forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz
079 766 38 86
21. Juni 2023
Preismodelle beschleunigen den Zugang zu innovativen Medikamenten
Unser oberstes Interesse ist es, dass Innovationen den Patientinnen und Patienten so rasch wie möglich zur Verfügung stehen. Damit der Zugang zu innovativen Medikamenten gesichert ist, sind optimierte Prozesse respektive massgeschneiderte Preismodelle gefragt, die der Vielfalt und Komplexität neuer Therapien gerecht werden. Damit wird auf lange Sicht auch der Innovationsstandort Schweiz gestärkt.
Innovative Therapien sollen in der Schweiz zugelassen und vergütet werden. Da viele dieser Innovationen sehr spezifische Krankheiten behandeln und hoch personalisiert sind, ist eine Behandlung oft kostenintensiv. Die Kosten werden mit der hohen Wirksamkeit aber überdurchschnittlich kompensiert.
Schneller, einfacher und unbürokratischer Zugang zur Therapie
Bei neuen, innovativen Therapien, die in ihrer Form und Komplexität mit den klassischen Medikationen nicht mehr vergleichbar sind, stösst das heutige System des SL-Aufnahmeprozesses an seine Grenzen. Das heisst, die bestehenden Regeln würdigen nicht den Nutzen innovativer neuer Arzneimittel. Damit möglichst viele Patientinnen und Patienten in der Schweiz von innovativen Therapien profitieren können, sind neuartige Ansätze gefragt. Hier können Preismodelle Komplexität und Unsicherheit reduzieren, sprich Erstattungslösungen beschleunigen. So sorgen sie dafür, dass schwerkranke Menschen rasch Zugang zu ihren dringend benötigten Arzneimitteln und Therapien erhalten. Das BAG, die Pharmaindustrie und die Versicherer sind in der Verantwortung, Preismodelle dahingehend zu konkretisieren, dass Unsicherheiten in Bezug auf Budget Impact (wieviel kostet die Therapie das Gesundheitswesen) und Datenlage (wie wirkt die Therapie in der täglichen Praxis) adressiert werden können.
Dr. (PhD) Anita Schnyder, Head of Market Access and Pricing Switzerland, Vertex Pharmaceuticals (CH) GmbH: «Preismodelle sind sehr positiv zu bewerten, um einen breiten und raschen Zugang für Patienten zu ermöglichen. Mit massgeschneiderten Preismodellen im hochspezialisierten Setting ist zudem eine indikationsspezifische Preisgestaltung möglich.»
Preismodelle alleine greifen zu kurz
Ein Beispiel für ein Preismodell kann ein so genanntes «pay-for-performance» Modell sein. Das heisst, ein Medikament muss nur dann bezahlt werden, wenn es beim Patienten auch wirkt. Ein anderes Preismodell regelt zwischen den beteiligten Akteuren vorausschauend entsprechende Rückzahlungsbedingungen und weitere Modalitäten. Patientinnen und Patienten müssen dadurch nicht unnötig lange auf Behandlungen warten, die sie dringend benötigen, sondern erhalten Zugang, sobald ein innovatives Arzneimittel zugelassen ist. Wichtig zu erwähnen ist, dass Medikamente von der Arzneimittelbehörde Swissmedic zugelassen sind und daher auch ihre Sicherheit und Wirksamkeit bewiesen ist.
Preismodelle sind dafür da, rasch und unbürokratisch einen angemessenen Preis für die Vergütung der Medikamente zu finden. Sie repräsentieren einen effektiven Weg, die Versorgungssicherheit und den raschen Patientenzugang zu gewährleisten. Ohne Preismodelle wäre es für viele Patientinnen und Patienten nicht möglich, Zugang zu neuen, hochinnovativen Medikamenten und Therapien zu bekommen. Preismodelle sollten aber klare Regeln haben, wie sie anzuwenden sind und stellen auch nur eine von mehreren Säulen dar, um den Patientenzugang in der Schweiz zu verbessern. Preismodelle sind letztlich die Instrumente, die dabei helfen, die Preisfestsetzung auf eine breitere Basis zu stellen. Es braucht grundlegende Reformen am ordentlichen Prozess über die Spezialitätenliste (SL).
Verzögerter Innovationszugang über die Spezialitätenliste
Die Preisbildung für verschreibungspflichtige Medikamente liegt in der Verantwortung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und ist stark reguliert. Ein Medikament ist für alle Patientinnen und Patienten zugänglich, wenn das BAG dem Medikament einen Preis gegeben und es auf die Spezialitätenliste aufgenommen hat – erst dann muss es auch von Krankenversicherungen ohne bürokratischen Aufwand vergütet werden. Im Prinzip schreibt die Verordnung ab der Swissmedic Zulassung eine Frist von 60 Tagen vor, bis die Aufnahme in die SL abgeschlossen sein muss. Der Zugang zu neuen innovativen Arzneimitteln ist in der Schweiz jedoch zunehmend mit langen Verzögerungen verbunden. Oberstes Ziel für eine Zulassungsinhaberin ist die Aufnahme ihres Produktes in die SL.
Artikel 71a-d KVV schafft Zugang für Patienten mit scherwiegenden Erkrankungen
Wenn Patientinnen und Patienten ein Arzneimittel benötigen, das nicht zugelassen ist oder nicht respektive nur stark eingeschränkt auf der Spezialitätenliste steht und somit nicht durch die obligatorische Krankenversicherung vergütet wird, kann der Artikel 71a-d KVV Hand bieten. Über diese Vergütung im Einzelfall können Betroffene unter bestimmten Voraussetzungen trotzdem Zugang erhalten. In diesem Sinne ist die Vergütung im Einzelfall über diesen Artikel eine Erfolgsgeschichte.
Da in der Schweiz ein massiver Stau im regulären SL-Vergütungsprozess besteht, müssen Ärztinnen und Ärzte jedoch immer öfter auf den Artikel 71a-d KVV ausweichen, um ihren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen. Dies führt zunehmend zu einer Überlastung des an sich nur für Einzelfälle gedachten Artikels. Denn im Gegensatz zur Standardvergütung liegt die Vergütungsentscheidung über diesen Artikel bei der jeweiligen Krankenkasse und hängt somit vom konkreten Einzelfall ab. Die Gleichbehandlung von Versicherten und die Homogenität in der Bearbeitung der Gesuche sind damit keineswegs gegeben.
Voraussetzung für die Rückkehr zu einer sachgerechte Anwendung des «Einzelfallartikels» ist, dass der Standardprozess der SL-Aufnahme beschleunigt und den innovativen Therapien entsprechend Rechnung getragen wird. Eine Umgehung der Spezialitätenliste über besagten Artikel ist weder zielführend noch praxistauglich.
KVV/KLV Revision verschärft Problematik des Patientenzugangs und unterläuft Versorgungsicherheit
Die vom Bundesrat geplante Revision der Vergütung im Einzelfall (KVV Art. 71a-d) hätte spürbar negative Folgen, da die Vorschläge die aktuell bestehenden, dringenden Probleme bei der Aufnahme von innovativen Arzneimitteln in die Spezialitätenliste noch zementieren, anstatt den Patientenzugang zu verbessern. Für Patientinnen und Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen würde der dringend benötigte Zugang zu innovativen Therapien deutlich weniger gewährleistet sein. Dieser Entwicklung muss entschieden entgegengewirkt und den dramatischen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in der Schweiz Einhalt geboten werden. Die vips fordert deshalb, die Lücken im Patientenzugang zu schliessen, anstatt sie noch zu verschärfen.
Implementierung nutzenbasierter Preismodelle – Semi-Vertraulichkeit essenziell
Preismodelle sollten zu kürzeren Aufnahmezeiten in die Spezialitätenliste und zu einem schnelleren Patientenzugang führen. Sie dürfen nicht zu kostspieligen Administrationshürden verkommen, sondern haben zu Reduktion von Unsicherheit beizutragen – gerade auch mit Blick auf die Planbarkeit für Pharmafirmen, die dadurch wissen, welches Modell wann zum Einsatz kommen kann.
Preismodelle stellen sicher, dass die Vergütung den Nutzen neuartiger und innovativer Therapien widerspiegelt und deren Finanzierbarkeit gewährleistet ist. Sie erlauben eine flexible, an die konkrete Situation und an ein jeweiliges Land bzw. dessen Gesundheitssystem angepasste Preisgestaltung. Preismodelle sollen aber nicht nur ein Instrument für Kostensenkungen sein. Vielmehr sollen sie einen Ansatz bilden, um die Innovation zu fördern. Sie müssen nutzenbasiert und massgeschneidert sein, die Implementierung hat unbürokratisch, schnell und effizient zu erfolgen.
Semi-vertrauliche Preismodelle ermöglichen eine flexible, an die lokale Marktsituation angepasste Preisgestaltung. Damit Patientinnen und Patienten trotz komplexer Prozesse rasch Zugang zu neuen Medikamenten erhalten und die Kosten für das Gesundheitswesen nicht unnötig steigen, kennen das BAG, die Zulassungsinhaberin sowie der Versicherer die vereinbarten Konditionen und wissen, welcher Teil des Preises durch die Pharmafirma rückerstattet wird, daher spricht man in diesem Zusammenhang auch von semi-transparenten Preismodellen.
Vor dem Hintergrund der internationalen Preisreferenzierung (die Länder referenzieren auf die Schweiz) ist die im Europäischen Ausland gängige eingeschränkte Transparenz auch für Preismodelle in der Schweiz essenziell. Semi-transparente Preismodelle werden in vielen Staaten flächendeckend umgesetzt und so ist es wichtig, dass auch in der Schweiz diese Praxis gilt.
Semi-transparente Preismodelle mit dem Ziel, den Patientenzugang zu verbessern
Preismodelle und entsprechende Rückerstattungen (das heisst die Allgemeinheit profitiert) sind heute internationale Praxis. Gleichzeitig sind sie innerhalb des Schweizer Medikamentenmarkts klar die Ausnahme. In der Schweiz sind über 3’200 Medikamente auf der Spezialitätenliste und werden damit durch die Krankenkassen vergütet.
Deutlich weniger als 100 dieser rund 3’200 Medikamente auf der SL sind nicht komplett transparent (Stand Anfang 2023). Dabei handelt es sich um komplexe Fälle.
Bereits seit 2019 sind Diskussionen mit der Verwaltung am Laufen über die Ausgestaltung der Preismodelle, in den letzten Monaten haben sich die Gespräche intensiviert. Die vips ist zusammen mit dem BAG sowie den Versicherern daran, tragfähige Lösungen zu finden und entsprechende Optimierungsbereiche für die aktuell vom BAG angewendeten Preismodelltypen auszuarbeiten. Alle beteiligten Stakeholder sind bereit, das BAG bei der technischen Umsetzung mit Know-how und Expertise zu unterstützen.
Die Preismodelle im grösseren Kontext
Mit dem Kostendämpfungspaket 2 (KP2) möchte der Bundesrat die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen dämpfen. Nur ein nachhaltig finanziertes Gesundheitswesen ist ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen. So ist auch die Pharmaindustrie bereit, konstruktive und zielführende Massnahmen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen mitzutragen. Diese dürfen aber nicht zulasten des Zugangs der Patientinnen und Patienten zu einer qualitativ hochstehenden Versorgung gehen. Alle, die dringend auf ein Medikament angewiesen sind, sollten auch rasch Zugang dazu erhalten.
Wir müssen gemeinsam Lösungen finden, um die Gesundheitskosten zu dämpfen. Mit der regelmässigen Preisüberprüfung hat die Pharmaindustrie bei den Medikamenten jährlich bereits rund 1,2 Milliarden Franken eingespart. Damit ist sie die Akteurin im Gesundheitswesen, die bereits einen enormen Beitrag zur Reduktion der Prämienlast geleistet hat – ein Zeichen, dass sie ihre Verantwortung ernst nimmt.
Wir stellen fest, dass der Preisfindungsprozess bei neuartigen Therapien mehr und mehr an seine Grenzen stösst und da können Preismodelle unter gewissen Rahmenbedingungen ein probates Mittel sein. Die im KP2 vorgeschlagenen semi-transparenten Preismodelle unterstützen wir. Wichtig ist, dass Kosteneinsparungen, Nutzen und (rasche) Verfügbarkeit ausgewogen abgebildet sind.
Bereits heute wird die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit einer Therapie regelmässig überprüft und zuvor vereinbarte Umsatzvolumengrenzen, Rückerstattungen oder Preisanpassungen können in Preismodellen integriert werden. In Zukunft könnten solche Preismodelle noch stärker dazu beitragen, die Kosten im Bereich der Medikamente zu dämpfen. Im Rahmen des Kostendämpfungspakets 2 sollen deshalb die gesetzlichen Grundlagen für die Umsetzung von Preismodellen gestärkt werden.
Die Wirksamkeit eines Medikamentes wird von der Swissmedic überprüft, nicht selten weicht die Wirksamkeitsanalyse des BAG substanziell von derjenigen durch die Swissmedic ab. Damit solche „Parallelzulassungen“ nach Möglichkeit vermieden werden, könnten Preismodelle einen wichtigen Beitrag leisten im Sinne des Innovationszugangs.
Preismodelle, welche der Bundesrat als Teil des KP2 vorschlägt, sind ein Weg, um den raschen Patientenzugang zu Innovationen sicherzustellen. Bedauerlich ist, dass der Bundesrat die Chance verpasst, den Zugang zu Arzneimitteln in der Schweiz grundlegend zu verbessern. Stattdessen enthält das KP2 – neben den Preismodellen – einige Elemente wie das Billigstprinzip oder die „differenzierte WZW (Wirksamkeit, Zweckmässigkeit, Wirtschaftlichkeit) Überprüfung“, welche die Zugangsbedingungen für die Patientinnen und Patienten weiter verschlechtern und die Versorgung gefährden. Umso wichtiger, dass das Parlament hier nachbessert.
Faire Rahmenbedingungen für die grösste Schweizer Export Industrie bilden den Pfeiler für eine starke lokale Industrie und wirken sich positiv auf den Wirtschaftsstandort Schweiz aus, was wesentlich zum Wohlstand hierzulande beitragt.
Wofür wir einstehen und was wir fordern
- Wir unterstützen nutzenbasierte Preismodelle – mit dem Ziel, dass die Patienten gleichberechtigten Zugang zur Therapie erhalten.
- Es ist wichtig, mit allen Stakeholdern zusammen allgemeine Grundsätze für die Preismodelle zu schaffen, damit eine gemeinsame Sichtweise entsteht. Ebenso zentral ist, dass bei Preismodellen Flexibilität gegeben ist. Die Modelle müssen allen bestehenden und künftigen Indikationsgebieten und Produkteausrichtungen gerecht werden. Die Situation ist bestmöglich widerzuspiegeln in einer Vielfalt an Modellen.
- Das Ziel sollte sein, den Patientinnen und Patienten einen raschen Zugang zu innovativen Arzneimitteln zu ermöglichen. Jedoch müssen Kosteneinsparungen, Nutzen und (rasche) Verfügbarkeit ausgewogen abgebildet sein. Preismodelle sollen nicht in erster Linie ein Instrument für Kostensenkungen sein – vielmehr sollen sie einen Ansatz bilden, um Innovation zugänglich zu machen. Ein zu starker Fokus auf die Kosten anstelle auf den Nutzen dürfte gar die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz negativ beeinflussen.
- Bei der Vergütung von Innovationen ist der Nutzen besser zu berücksichtigen. Der Nutzen soll angemessen vergütet werden, damit Forschung und Entwicklung in der Schweiz auch auf lange Sicht gesichert sind.
- Faire Rahmenbedingungen sind so zu schaffen, dass unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten die breit gefächerte Versorgung der Bevölkerung mit innovativen Medikamenten gesichert ist – für einen rechtsgleichen, flächendeckenden und raschen Zugang der Patientinnen und Patienten in der Schweiz, für eine ganzheitliche und nachhaltige Patientengesundheit und für einen starken Pharmastandort Schweiz.
Weitere Informationen
Marcel Plattner, Präsident, 079 469 92 68
Ernst Niemack, Geschäftsführer, 078 646 80 30
31. Januar 2023
Wachstum des Medikamentenmarktes wird durch Preissenkungen erneut deutlich gedämpft
(Basel, Zug und Rotkreuz). Der Medikamentenmarkt in der Schweiz erzielte 2022 einen Umsatz von 7 Milliarden Franken zu Fabrikabgabepreisen (+6.1%). Aufgrund sinkender Medikamentenpreise konnte das von der steigenden Nachfrage getriebene Wachstum im Jahr 2022 um -2.7% gedämpft werden. Gleichzeitig haben Generika und Biosimilars weiter Marktanteile gewonnen.
2022 wurden in der Schweiz Medikamente zu Fabrikabgabepreisen im Wert von 7.03 Milliarden Franken verkauft. IQVIA – ein globaler Anbieter von Informationen, innovativen Technologielösungen und Serviceleistungen im Gesundheitswesen – erhebt monatlich die Daten bei Pharmaunternehmen, Grossisten, Ärztelieferanten und Versandapotheken. Gemäss der Erhebung ist der Schweizer Medikamentenmarkt 2022 um +6.1% gewachsen. Die Anzahl verkaufter Packungen stieg um rund 10%. Dieser Zuwachs ist grösstenteils auf den gesteigerten Bedarf an Erkältungsmitteln zurückzuführen.
Innovationen mit unterdurchschnittlichem Wachstum
Das Marktwachstum ist insbesondere auch durch den steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung und durch die demografische Entwicklung getrieben. Neue und innovative Therapien trugen dieses Jahr indes unterdurchschnittlich zum Wachstum des Medikamentenmarkts bei. Das ist nicht unbedingt positiv, denn Fakt ist: Innovative Medikamente können nicht nur die Kosten einer Krankheit für die Gesellschaft senken, sondern betroffenen Patientinnen und Patienten gar das Leben retten oder ihnen zumindest Lebensqualität zurückgeben. Dies zeigt sich etwa bei den Krebserkrankungen: Auch wenn Krebs die häufigste Todesursache bleibt, sind die Erkrankungen deutlich besser behandelbar und es sterben heute im Vergleich zu früher weniger Menschen an oder mit Krebs. Sowohl in den Therapiegebieten Krebs (+5.8%) als auch Autoimmunerkrankungen (+6.5%) blieb das Wachstum deutlich hinter dem Vorjahr zurück, dies nicht zuletzt aufgrund von Patentabläufen. Gleichzeitig griffen die institutionalisierten Preissenkungen erneut und trugen dazu bei, dass das Marktwachstum um -2.7 Prozent gedämpft wurde. Angesichts der unterdurchschnittlichen Entwicklung in Bezug auf neue und innovative Therapien ist zu betonen: Der Schweizer Pharmamarkt muss auch in Zukunft attraktiv bleiben, um im internationalen Umfeld nicht den Anschluss beim Innovationszugang zu verlieren.
Medikamentenpreise sinken zum 22. Mal in Folge
Die seit 2012 verfügten jährlichen Preissenkungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) tragen zu jährlich wiederkehrenden Einsparungen von über 1.2 Milliarden Franken bei den Medikamenten bei. Das BAG senkte für das Jahr 2022 die Preise von mehr als 300 Arzneimitteln – unter anderem von Medikamenten in den Bereichen Herz und Kreislauf, Infektiologie und Ophthalmologie – um durchschnittlich -10%. Die Preisüberprüfungen 2022 sind noch nicht abgeschlossen und das BAG wird weitere Preissenkungen verfügen. Gemäss Landesindex der Konsumentenpreise ist der Preisindex der Medikamente zudem zum 22. Mal in Folge gesunken, zuletzt um -2.2% im Jahr 2022. Dies zeigt, dass die Überprüfung des BAG greift und das Preisniveau der Medikamente in der Schweiz kontinuierlich sinkt.
Dr. René Buholzer, Geschäftsführer Interpharma – Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, sagt: «Die forschende Pharmaindustrie bekennt sich zu einem nachhaltig finanzierten Gesundheitswesen und entsprechend trägt die Pharmabranche die umfangreichen Einsparungen im Gesundheitssystem durch die regelmässigen Preisüberprüfungen mit. Diese greifen und führten zu einer Dämpfung des Gesamtmarkts um 2.7%. Auch ist der Anteil der Medikamentenkosten an den gesamten Gesundheitskosten seit über einem Jahrzehnt stabil – er liegt bei rund 12%.»
Generika und Biosimilars gewinnen weiter Marktanteile
Der Generika Umsatz lag 2022 mit 881.3 Millionen Franken um +8.8% höher als im Vorjahr. Auch Biosimilars weisen im Vergleich zu 2021 erneut ein substanzielles Umsatzwachstum von +40.8% auf und erzielten 2021 einen Umsatz von 134.7 Millionen Franken. Der Grund für dieses starke Wachstum liegt im Patentablauf vieler Biologika, welche die Entwicklung von Biosimilars erst ermöglichen. Biosimilars und ihre Referenzprodukte haben im kassenpflichtigen Markt 2022 einen wertmässigen Anteil von 7.2%. Damit leistet die Pharmabranche einen weiteren Beitrag zur Dämpfung der Kosten. Generika und Biosimilars gewinnen weiter deutlich Marktanteile. Diese positive Entwicklung dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen.
Ernst Niemack, Geschäftsführer vips – Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz, führt aus: «Zur Stärkung des Standortes und Sicherung der Versorgung muss der Wettbewerb im Sinne von mehr Anbietern und mehr Produkten gefördert werden – ein solcher Qualitätswettbewerb kommt letztendlich allen zugute. Wichtig ist, dem Patienten in der Schweiz den Zugang zu einer grösstmöglichen Vielfalt an Therapieoptionen mit Originalen und Nachahmerprodukten bieten zu können. Darüber hinaus geht es nebst der hoch innovativen Spitzenmedizin genauso um die Weiterentwicklung vieler etablierter Therapien der Grundversorgung mit grossem Nutzen für die breite Bevölkerung.»
Beilage
IQVIA, Entwicklungen im Pharmamarkt 2022
Kontakte
Samuel Lanz, Leiter Kommunikation Interpharma, Verband der forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz
079 766 38 86
Michèle Sierro, Mediensprecherin französischsprachige Schweiz Interpharma
079 305 84 30
Liliane Scherer, Leiterin Kommunikation und Politik vips, Vereinigung Pharmafirmen
in der Schweiz
076 779 57 22
16. Januar 2023
Innovation – besserer Zugang zu neuen Therapien
(Zug) Dank dem medizinischen Fortschritt sind wir heute im Kampf gegen schwerwiegende Erkrankungen besser aufgestellt denn je. Durch den Einsatz von Medikamenten kann viel Leid verhindert werden. Viele bisher tödlich verlaufende Krankheiten sind heute erfolgreich behandelbar. Ja, einige sogar heilbar. Die Pharmaindustrie bringt seit Jahren innovative Arzneimittel auf den Markt, welche die Lebensqualität erheblich steigern und die Gesundheitskosten auf lange Sicht senken.
Der Nutzen von Medikamenten ist unbestritten: Unangenehme Symptome können bekämpft werden, Kranke genesen schneller, einst tödliche Krankheiten können geheilt werden. Der direkte Nutzen ist eine höhere Lebensqualität und eine höhere Lebenserwartung für die Patientinnen und Patienten. Aber auch indirekt geht ein grosser Nutzen von den Medikamenten aus. Denn durch den verkürzten Heilungsprozess fallen tiefere Kosten für die Gesellschaft an – weil weniger Pflegeaufwand notwendig ist, Krankenhausaufenthalte verkürzt oder verhindert werden können und damit eine schnellere Rückkehr an den Arbeitsplatz möglich wird. Innovative Therapien senken direkt und indirekt Kosten.
Beitrag innovativer Arzneimittel – für Gesundheit und Kostenentlastung
Medikamente haben einen grossen volkswirtschaftlichen Nutzen, der über das eigene individuelle Wohlergehen hinausgeht. Und sie haben eine kostendämpfende Wirkung, leisten sie doch einen wichtigen Beitrag zu tragbaren Gesundheitsausgaben. Im Vergleich zu anderen, teuren Behandlungsoptionen wie langen Kuraufenthalten oder Operationen sind sie häufig die günstigste und effizienteste Behandlungsmethode und damit per se die Lösung zur Kostenentlastung. Obwohl der Anteil der Arzneimittel an den Gesundheitskosten seit Jahren stabil bei rund 10 Prozent liegt, zielen die meisten Massnahmen von Behörden und Politik auf die Ausgaben für Medikamente, ohne ihren Nutzen zu diskutieren. Qualität und Versorgung werden praktisch ignoriert. Der Pharmamarkt ist der einzige Bereich des Gesundheitswesens, in welchem regelmässig und systematische die Preise überprüft werden. Dies führt zu jährlichen Einsparungen von CHF 1.2 Mrd. – ein Signal, dass die Pharmaindustrie ihre Verantwortung ernst nimmt.
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11. Januar 2022
Was sind Biosimilars und worin liegt ihr Potenzial?
(Zug) Biosimilars sind Nachahmerpräparate von Biopharmazeutika, die keinem Patentschutz mehr unterliegen. Bei Biopharmazeutika handelt es sich um biotechnologisch – das heisst mit Hilfe gentechnisch veränderter lebender Organismen wie Hefen, Bakterien oder tierische Zellen – hergestellte Arzneimittel. Der Name Biosimilar zeigt, dass wir es hier mit möglichst ähnlichen, also «similaren» Biopharmazeutika zu tun haben.
Im Gegensatz zu herkömmlichen, chemisch gesehen einfachen Medikamenten sind Biopharmazeutika, auch Biologika genannt, hochkomplexe Moleküle. Gerade aufgrund ihrer technisch aufwändigen Herstellung und Entwicklung sind sie auch kostenintensiv, weswegen im Interesse von Patienten und Gesellschaft gerne auf Biosimilars gesetzt wird. Wie bei den originalen Referenzprodukten erfolgt deren Herstellung mit lebenden Zellen. Die Wirksamkeit der Biosimilars wird dabei von vielen Faktoren beeinflusst, so beispielsweise von Wachstumsbedingungen der Zellen (wobei die Hygienevorschriften bei den Arbeitsbedingungen streng eingehalten werden), Lösungszusätzen, Temperatur oder anderen physikalischen Bedingungen. Minimale Abweichungen sind unvermeidbar. Das Ziel ist denn auch keine exakte Kopie, sondern ein ähnlicher Wirkstoff mit vergleichbarer Wirksamkeit. Damit Biosimilars trotz geringer Abweichung als ebenbürtige Therapieoptionen anerkannt und zugelassen werden, stellt die Schweizerische Arzneimittelbehörde Swissmedic hohe Anforderungen an deren Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit.
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12. April 2021
Unkontrollierte Arzneimittelimporte gefährden Patientengesundheit
(Zug) Die vom Nationalrat angedachten Änderungen der Regelung von parallelimportierten Arzneimitteln können dramatische Auswirkungen auf die Patienten- und Versorgungssicherheit haben. Denn es kann auch Ware von Herstellern ins Land gelangen, die in der Schweiz gar keine Betriebsbewilligung haben. Ein direkter Ansprechpartner in der Schweiz fehlt. Bereits heute bestehen vereinfachte Zulassungsprozesse. Deshalb unser dringender Appell an Politik und Verwaltung – bauen wir diese aus und steigern dadurch den Produktewettbewerb, ohne dabei die Sicherheit zu gefährden.
Patentabgelaufene Medikamente und Generika, die über einen Parallelimport auf den Schweizer Markt gelangen, benötigen heute aus Sicherheitsgründen eine Zulassung durch die Swissmedic. Ginge es nach dem Nationalrat, wäre eine solche Zulassung durch die Schweizer Arzneimittelbehörde für parallelimportierte Produkte in Zukunft nicht mehr nötig. Was hiesse das konkret? Ohne Zulassung könnte die Swissmedic die Überwachung dieser Arzneimittel kaum mehr wahrnehmen und im Falle von Sicherheits- oder Qualitätsproblemen nur noch bedingt eingreifen. Die Rückverfolgung über mehrere Distributoren ist mitunter sehr komplex bis gänzlich unmöglich, da Verantwortlichkeiten und Ansprechpartner fehlen.
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Unkontrollierte Arzneimittelimporte gefährden Patientengesundheit
12. April 2021
Umteilung Abgabekategorien Medikamente – Mehrkosten von 100 Millionen
(Zug) Für den Kauf zahlreicher rezeptfreier Medikamente gegen leichte Gesundheitsbeschwerden wurde anfangs 2019 die Rezeptpflicht eingeführt. Die Swissmedic hat Arzneimittelumteilungen verfügt, die zu einer einfacheren Zugänglichkeit für Medikamente gegen leichte Erkrankungen hätten führen sollen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Nachdem die Behörde zahlreiche Arzneimittel in andere Kategorien umgeteilt hatte, wurde auch klar, dass viele bisher rezeptfreie Produkte markant teurer werden. Für zahlreiche Produkte wird die Zugänglichkeit erschwert, indem sie der Rezeptpflicht unterstellt werden, ohne dass sie eine höhere Gefährdung aufweisen. Die Höhereinstufung hat eine massive Verteuerung von vielen Medikamenten zur Folge.
Durch die Umteilung der Abgabekategorien entstehen zusätzliche Umtriebe für die Patientinnen und Patienten und deutlich höhere Preise für unser Gesundheitssystem. Die vips hat ermittelt, dass mit Mehrkosten von rund CHF 100 Mio. zu rechnen ist. Dies, weil nicht nur eine neue Verschreibungspflicht aus der Umteilung resultiert, sondern weil die Apotheken deutlichen Zusatzaufwand mit der Registrierung von Patientinnen und Patienten haben. Zudem gehen mehr Menschen mit geringfügigen Leiden zum Arzt, da diverse Produkte neu der Rezeptpflicht unterstehen. Wenn bei den 4 Millionen betroffenen Packungen nur ein Viertel zum Arzt gehen muss, ergeben sich bei Durchschnittskosten pro Arztbesuch von gerade mal CHF 50 bereits Zusatzkosten von CHF 50 Millionen.
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Umteilung Abgabekategorien Medikamente – Mehrkosten von 100 Millionen
17. Dezember 2020
HTA – Für eine Kurskorrektur ist es nicht zu spät!
(Zug) Zu den grössten Sorgen der Menschen in der Schweiz zählen die Gesundheitskosten. Kein Wunder: Die Ausgaben des Gesundheitswesens steigen kontinuierlich und für viele sind die wachsenden Krankenkassenprämien eine finanzielle Belastung. Es ist daher verständlich, dass die Rufe aus der Politik nach rigorosen Kostendämpfungsprogrammen zusehends lauter werden. Es bedarf Massnahmen, die schlechte Leistungen reduzieren und gute fördern. Die Qualität soll möglichst hoch sein, das Kostenwachstum möglichst tief.
Ein weltweit etabliertes Instrument zur Effizienzsteigerung von Gesundheitsleistungen sind so genannte Health Technology Assessments, kurz HTAs. So war es naheliegend, dass der Bundesrat dieses Instrument im Jahr 2013 in seine Strategieplanung «Gesundheit 2020» aufnahm und eine eigene Sektion aufbaute, die systematisch HTAs durchführen sollte. Heute muss man leider feststellen – die HTA Berichte zeigen nicht den gewünschten Effekt.
Viele Fragezeichen bei der Umsetzung
Die Eidgenössische Finanzkontrolle hielt in ihrem Bericht vom Mai 2020 fest, dass das prognostizierte Sparpotenzial nicht annähernd erreicht wurde. Bis heute wurden nicht mal halb so viele HTAs begonnen wie vom Bundesrat beschlossen. Viele der HTA Berichte sind verspätet. Mit den bis heute neun publizierten HTAs wurde kein einziger Franken eingespart. Im 2020 wurde das jährliche Budget sogar von 8,5 Millionen Franken pro Jahr auf 5 Millionen gekürzt, weil offenbar sinnvolle Themen fehlten. Abgesehen von der schlechten Qualität und mangelnder Verfahrenseffizienz der laufenden HTAs drängen sich etliche weitere Fragen auf. Ganz grundsätzlich ist der Entscheid des BAG zu hinterfragen, für HTAs eigene Strukturen aufzubauen, obwohl bereits ein HTA ähnliches Organ bestand. Fraglich ist auch die Themenauswahl – statt markante Kostenblöcke zu untersuchen, wurden praktisch ausschliesslich Einzelleistungen interpretiert, die zum Teil schon zu einem früheren Zeitpunkt überprüft wurden. Des Weiteren fokussiert man sehr einseitig auf den Medikamentenbereich, obschon bei Medikamenten seit 2012 bereits weit über eine Milliarde eingespart wurde.
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20. August 2020
Tiefpreisdiktat führt zu Ausdünnung des Angebots
(Zug) Die vips ist überzeugt – das geplante Referenzpreissystem ist ein Treiber von Versorgungslücken und wirkt der Behandlungsqualität, Therapiefreiheit, Produktevielfalt und Innovation im Sinne von Weiterentwicklungen entgegen. Das Referenzpreissystem ist für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in der Schweiz schädlich und wirtschaftsfeindlich.
Referenzpreise lösen keine Probleme. Im Gegenteil: Patienten müssen die Differenz selber bezahlen, wenn sie nicht bereit oder fähig sind, ihr bisheriges Medikament abzusetzen und sich auf ein vermeintlich günstigeres Produkt umstellen zu lassen. Bei den finanziell weniger Privilegierten handelt es sich oft um ältere und chronisch Kranke, die sich mit dem Referenzpreissystem Umstellungen in ihrer Medikation gefallen lassen müssen. Unbeabsichtigte und gesundheitsgefährdende Fehlmedikationen sind die Konsequenz, verbunden mit hohen Folgekosten durch zusätzliche Arztbesuche und Hospitalisierungen. Referenzpreise fördern eine Monopolisierung und Zweiklassenmedizin, es wird bewusst eine Entsolidarisierung des Gesundheitssystems provoziert. Die entstehenden direkten und indirekten Kosten übersteigen die Einsparungen um ein Vielfaches.
Gefährdung der Versorgungssicherheit
Der hiesige Medikamentenmarkt ist im Vergleich zur EU sehr klein. Die Schweiz ist mehrsprachig und hat mit der Swissmedic und dem BAG ein eigenes Zulassungs- und Vergütungssystem für Medikamente, was viele Vorteile bietet, aber eben auch einen hohen Zusatzaufwand für Pharmaunternehmen bedeutet, die ihre Produkte hier anbieten wollen. Wenn die Medikamente nun als Konsequenz des Referenzpreissystems 20 bis 60 Prozent unter den tiefsten Auslandspreis in Europa fallen, sind sie hierzulande ökonomisch nicht mehr tragbar und müssen in der Konsequenz vom Markt genommen werden. Die Preise dürfen nicht so ins Bodenlose gedrückt werden, dass Medikamente in der Schweiz nicht mehr produziert oder verkauft werden können. Der Bund hat erstere in den letzten Jahren so stark gesenkt, dass die Tagesdosis einzelner Medikamente heute weniger kostet als ein Ricola. Durch die Tiefpreispolitik müssen Patientinnen, Patienten und Leistungserbringer drastische Einschränkungen bei Versorgungssicherheit und -qualität in Kauf nehmen. Investitionen in Weiterentwicklungen von bewährten Produkten werden faktisch verunmöglicht und es kommt zu einer Ausdünnung des Angebots.
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Tiefpreisdiktat führt zu Ausdünnung des Angebots
30. April 2020
Corona-Schock als Weckruf – auch bei der Medikamentenversorgung
(Zug). Gerade in der aktuellen Corona-Krise zeigt sich der Stellenwert der Versorgungssicherheit mit Medikamenten. Das Thema hat bei der vips aber nicht erst seit Covid-19 oberste Priorität. Schon länger beobachten wir die Entwicklungen mit grosser Sorge, denn eine undifferenzierte Preisregulierung, die dazu führt, dass Basismedikamente nicht mehr verfügbar sind, ist für Patienten und das Gesundheitssystem kontraproduktiv.
Für die Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz, kurz vips, ist klar – die Leidtragenden von Lieferengpässen bei Medikamenten sind die Patienten, weil ihre Therapien und Heilungschancen gefährdet sind. Das Wohl der Patienten steht auf dem Spiel.
Produktionsverlagerungen ins Ausland
Der Corona-Schock zeigt, dass Globalisierung und Tiefpreispolitik erhebliche Risiken in sich bergen. Es darf nicht sein, dass eine zunehmende Regulierungsdichte hier ansässige Firmen dazu zwingt, ihre Produktionen ins Ausland zu verlagern, um Kosten zu sparen und den Preisregulierungen gerecht zu werden. Krisen wie das Corona-Virus legen zentrale Medikamentenproduktionen lahm und als Folge kann die zunehmende Nachfrage nach Wirkstoffen und Endprodukten hierzulande nicht mehr gedeckt werden. Nur mit einer smarten, geschickten Regulierung lässt sich eine lückenlose Versorgung sicherstellen – hier ist die Politik gefordert, aus der Krise zu lernen. Preissenkungen bei Medikamenten für die Grundversorgung dürfen nicht so weit gehen, dass die Produkte in der Schweiz aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verfügbar sind. Sonst laufen wir gerade in gesundheitlichen Krisen wie Corona in gefährliche Engpässe hinein. Lebenswichtige Medikamente werden knapp und Dauertherapien müssen rationiert werden. Die entstehenden direkten und indirekten Kosten übersteigen die Einsparungen um ein Vielfaches.
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Corona-Schock als Weckruf – auch bei der Medikamentenversorgung
6. Februar 2020
Preissenkungen dämpfen Wachstum des Medikamentenmarkts
(Basel, Zug und Rotkreuz) Der Medikamentenmarkt in der Schweiz erzielte 2019 ein Volumen von 6,136 Milliarden Franken zu Fabrikabgabepreisen. Dies entspricht einem leichten Zuwachs von 2.8% im Vergleich zum Jahr 2018. Der Umsatz mit patentrechtlich geschützten Medikamenten war dabei rückläufig (-1.2% im Vergleich zu 2018). Ebenso fand keine signifikante Mengenausdehnung statt. Die Anzahl der verkauften Packungen stagnierte bei 187.1 Millionen, was 0.3% über dem Niveau von 2018 liegt.
2019 wurden in der Schweiz zu Fabrikabgabepreisen Medikamente im Wert von 6,1365 Milliarden Franken verkauft. Gemäss der von IQVIA – einem globalen Anbieter von Informationen, innovativen Technologielösungen und Serviceleistungen im Gesundheitswesen – bei Pharmaunternehmen, Grossisten, Ärztelieferanten und Versandapotheken erhobenen Daten ist damit der Medikamentenmarkt 2019 wertmässig um 2.8% gewachsen (2018: 2.3%; 2017: 4.4%).
Der Umsatz mit patentgeschützten Medikamenten war 2019 mit 2,485 Milliarden Franken rückläufig (-1.2% im Vergleich zu 2018), während der Generika-Umsatz mit 734.4 Millionen Franken um 2.2% höher lag als im Vorjahr. Damit übertraf dieser erstmals den – im Jahr 2019 um 2,0% rückläufigen – Umsatz mit Originalen, der sich auf 693,9 Millionen Franken belief. Die Mengenausdehnung im Medikamentenmarkt Schweiz stagnierte und lag mit rund 187.1 Millionen verkaufter Packungen lediglich 0.3% über dem Wert von 2018.
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Pharmamarkt Schweiz 2019
Medienmitteilung
30. Januar 2020
Versorgungssicherheit in der Schweiz ungenügend
Zug (30.01.2020) In den letzten Monaten und Jahren haben die Versorgungslücken bei den Medikamenten stark zugenommen. Es sind sowohl lebenswichtige Medikamente als auch Produkte in der Grundversorgung betroffen. Ohne wirksame Gegenmassnahmen wird sich die Situation weiter verschärfen.
Viele bisher tödlich verlaufende Krankheiten sind heute heilbar. Lebenserwartung und Lebensqualität der Menschen steigen. Durch den Einsatz von Arzneimitteln kann viel Leid verhindert werden. Weil die Rahmenbedingungen unzureichend sind, gibt es jedoch bei der Versorgung mit Medikamenten permanent Engpässe. Die Versorgungssicherheit lässt sich nicht gesetzlich verordnen, es braucht wirtschaftliche Anreize im Gesundheitssystem. Nur mit einer geschickten Regulierung lässt sich die lückenlose Versorgung aller Patientinnen und Patienten sicherstellen.
Versorgungssicherheit – Patientensicherheit
Die Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz vips ist besorgt über die Zunahme der Medikamentenengpässe. Für den Branchenverband ist klar – die Leidtragenden dieser Situation sind die Patienten, weil ihre Therapien und Heilungschancen gefährdet sind. Lieferengpässe sind besonders für chronisch kranke Patienten problematisch. Bei ihnen erhöht ein Wechsel oder ein Ausbleiben der Medikation das Risiko einer Verschlechterung der Beschwerden. Die Therapietreue ist in Gefahr, ebenso darf das Risiko von Nebenwirkungen nicht unterschätzt werden. Es entstehen Zusatzkosten, was den Bemühungen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen zuwiderläuft. Kurzum – das Wohl der Patienten steht auf dem Spiel.
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Positionspapier Versorgungssicherheit
25. September 2019
Der Kampf für kostengünstige Arzneimittel gegen leichte gesundheitliche Beschwerden
Zug (22.09.2019) Für den Kauf zahlreicher rezeptfreier Medikamente gegen leichte Gesundheitsbeschwerden wurde anfangs 2019 die Rezeptpflicht eingeführt. Die vips hat schon 2018 nachgewiesen, dass dadurch zusätzliche Umtriebe für die Patientinnen und Patienten und deutlich höhere Preise für unser Gesundheitssystem entstehen. Dieses wird unnötigerweise mit Mehrkosten von rund 100 Millionen Franken belastet.
Im Auftrag des Parlaments hat Swissmedic Arzneimittelumteilungen vorgenommen, die zu einer einfacheren Zugänglichkeit für Medikamente gegen leichte Erkrankungen hätten führen sollen. Dies fand nur teilweise statt. Für zahlreiche Produkte wird die Zugänglichkeit erschwert, indem sie der Rezeptpflicht unterstellt werden, ohne dass sie eine höhere Gefährdung als bisher aufweisen. Diese Höhereinstufungen verteuern die Medikamente gegen leichte gesundheitliche Beschwerden massiv und ihr Zugang wird eingeschränkt, obwohl dokumentierte Ausnahmen möglich sind.
Die vips hat ermittelt, dass mit Mehrkosten von rund CHF 100 Mio. für das Gesundheitssystem zu rechnen ist.
Sie setzen sich wie folgt zusammen:
– Dokumentationspflicht: Eine Umfrage bei Apotheken hat ergeben, dass die neu eingeführte Dokumentationspflicht pro Packung knapp 10 Minuten dauert. Bei rund 4 Millionen betroffenen Packungen ergibt sich für die Apotheken ein Zusatzaufwand von 60‘000 Apothekertagen oder 250 Vollzeitstellen. Wenn man mit jährlichen Vollkosten pro Apotheker und Jahr von CHF 200‘000 rechnet, entspricht dies CHF 50 Millionen Zusatzkosten für das Schweizerische Gesundheitssystem.
– Preiserhöhung Distribution: Aufgrund unterschiedlicher Kalkulationsvorgaben für die Preise in den Listen C und B ist mit Zusatzkosten von CHF 4 Millionen jährlich zu rechnen.
– Mehr Arztbesuche: Eine Umfrage bei Apotheken hat ergeben, dass mehr als ein Viertel der Patientinnen und Patienten zum Arzt gehen werden, damit sie die neu sehr viel teureren Medikamente über die Krankenversicherung vergüten lassen können. Bei ca. einer Million betroffener Packungen ergeben sich bei Durchschnittskosten pro Arztbesuch von nur CHF 50.- bereits Zusatzkosten von CHF 50 Millionen.
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Positionspapier Der Kampf für kostengünstige Arzneimittel gegen leichte gesundheitliche Beschwerden
4. Mai 2019
Unsoziale Zweiklassenmedizin durch Referenzpreise
Zug (28.04.2019) Das vom Bundesrat vorgelegte Paket 1 zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen schiesst am Ziel vorbei. Es wird stattdessen eine unsoziale Zweiklassenmedizin geschaffen. Patientinnen und Patienten müssten zusätzliche Kosten im Umfang von mehr als CHF 40 Mio. pro Jahr berappen, die nicht an die Franchise angerechnet werden können.
Der Bundesrat hat Mitte September 2018 sein erstes Paket zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen in die Vernehmlassung geschickt. Darin enthalten sind zwei Varianten eines Referenzpreissystems für Medikamente. Bei beiden Varianten wäre die Wahlfreiheit für Patientinnen und Patienten wie auch für die Leistungserbringer stark eingeschränkt. Die Bevölkerung müsste private Zuzahlungen in Kauf nehmen. Als Folge der vorgeschlagenen Regulierung würden Engpässe bei der Medikamentenversorgung zunehmen.
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