Tiefpreisdiktat führt zu Ausdünnung des Angebots

 In Allgemein

Die vips ist überzeugt – das geplante Referenzpreissystem ist ein Treiber von Versorgungslücken und wirkt der Behandlungsqualität, Therapiefreiheit, Produktevielfalt und Innovation im Sinne von Weiterentwicklungen entgegen. Das Referenzpreissystem ist für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in der Schweiz schädlich und wirtschaftsfeindlich.

Referenzpreise lösen keine Probleme. Im Gegenteil: Patienten müssen die Differenz selber bezahlen, wenn sie nicht bereit oder fähig sind, ihr bisheriges Medikament abzusetzen und sich auf ein vermeintlich günstigeres Produkt umstellen zu lassen. Bei den finanziell weniger Privilegierten handelt es sich oft um ältere und chronisch Kranke, die sich mit dem Referenzpreissystem Umstellungen in ihrer Medikation gefallen lassen müssen. Unbeabsichtigte und gesundheitsgefährdende Fehlmedikationen sind die Konsequenz, verbunden mit hohen Folgekosten durch zusätzliche Arztbesuche und Hospitalisierungen. Referenzpreise fördern eine Monopolisierung und Zweiklassenmedizin, es wird bewusst eine Entsolidarisierung des Gesundheitssystems provoziert. Die entstehenden direkten und indirekten Kosten übersteigen die Einsparungen um ein Vielfaches.

Gefährdung der Versorgungssicherheit
Der hiesige Medikamentenmarkt ist im Vergleich zur EU sehr klein. Die Schweiz ist mehrsprachig und hat mit der Swissmedic und dem BAG ein eigenes Zulassungs- und Vergütungssystem für Medikamente, was viele Vorteile bietet, aber eben auch einen hohen Zusatzaufwand für Pharmaunternehmen bedeutet, die ihre Produkte hier anbieten wollen. Wenn die Medikamente nun als Konsequenz des Referenzpreissystems 20 bis 60 Prozent unter den tiefsten Auslandspreis in Europa fallen, sind sie hierzulande ökonomisch nicht mehr tragbar und müssen in der Konsequenz vom Markt genommen werden. Die Preise dürfen nicht so ins Bodenlose gedrückt werden, dass Medikamente in der Schweiz nicht mehr produziert oder verkauft werden können. Der Bund hat erstere in den letzten Jahren so stark gesenkt, dass die Tagesdosis einzelner Medikamente heute weniger kostet als ein Ricola. Durch die Tiefpreispolitik müssen Patientinnen, Patienten und Leistungserbringer drastische Einschränkungen bei Versorgungssicherheit und -qualität in Kauf nehmen. Investitionen in Weiterentwicklungen von bewährten Produkten werden faktisch verunmöglicht und es kommt zu einer Ausdünnung des Angebots.

Das heutige System ist gerecht und sozial
Den Patientinnen und Patienten bringt das heutige System Fairness und den Gesundheitsdienstleistern Wahlfreiheit und therapeutische Varianten. Die Auswahl an Arzneimitteln mit Zusatznutzen durch eine spezielle Galenik, unterschiedliche Dosisstärken und Packungsgrössen, teilbare Tabletten etc. ist wichtig. Sie führt zu Therapietreue, erleichtert den Behandlungserfolg und gewährleistet eine gewisse Sicherheit bei der Versorgung. Das aktuelle System mit Selbstbehalt und Franchise bringt der Bevölkerung
eine sozialverträgliche finanzielle Belastung. Das bestehende System bietet eine weitaus bessere Lösung als ein Systemwechsel.

Kostendämpfende Wirkung der Medikamente
Uns ist wichtig, dass das Gesundheitssystem nicht nur umfassend zugänglich, sondern auch bezahlbar bleibt. Es versteht sich aber von selbst, dass die Produktion und das Handling in der Schweiz teurer sind als im Ausland. Daher braucht es eine ganzheitliche volkswirtschaftliche Betrachtung der Therapiekosten, um auch in Zukunft ein Gesundheitssystem im Sinne der Patientinnen und Patienten aufrechterhalten zu können. Medikamente haben eine äusserst nützliche kostendämpfende Wirkung im Gesundheitssystem. Im Vergleich zu anderen teuren Therapien oder Operationen sind sie häufig die günstigste Behandlungsmethode und leisten einen wichtigen Beitrag zu tragbaren Gesundheitskosten. Unabhängig davon betragen die Einsparungen dank der jährlichen Preissenkungen bei den Medikamenten im Vergleich zu 2012 heute mehr als eine Milliarde Franken pro Jahr – ein starkes Signal dafür, dass die Pharmaindustrie ihre Verantwortung ernst nimmt. Damit ist sie eine der wenigen Akteurinnen im Gesundheitswesen, die bereits einen enormen Beitrag zur Reduktion der Prämienlast geleistet hat.

Die Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz, kurz vips, steht hinter sämtlichen Massnahmen, die eine Vereinfachung der Regulierungen mit sich bringen und positive Anreizsysteme schaffen, um auch künftig eine sichere und breit gefächerte Versorgung mit Medikamenten zu gewährleisten. Die Versorgungssicherheit lässt sich nicht gesetzlich verordnen, es braucht wirtschaftliche Anreize im Gesundheitssystem.

Weitere Informationen
Marcel Plattner, Präsident, 079 469 92 68
Ernst Niemack, Geschäftsführer, 078 646 80 30